Another World

Action, Puzzle oder doch nur Frust?

Another World : Action, Puzzle oder doch nur Frust? - Wir müssen reden

In dieser Folge wagen sich Fjalk und Bacon in die entfernte Welt von Another World und klären dabei die folgenden Fragen:

  • Ist es ein Actionspiel, ein Puzzler oder einfach nur Frust?
  • Woran erkennt man französische Spiele aus den frühen Neunzigern?
  • Wie viel Tode pro Bildschirm sind möglich
  • Wie ohne direkte Kommunikation dennoch eine tiefgehende Verbindung aufgebaut wird
  • Weniger ist manchmal mehr - wirkt die Vorstellungskraft auch noch nach mehr als 30 Jahren?

Wir tauchen tief in die Welt von "Another World" ein und diskutieren, ob es sich um ein Actionspiel, ein Puzzler oder beides handelt. Wir betrachten die einzigartigen Merkmale französischer Spiele aus den frühen 90er Jahre, die möglichen Todesfälle pro Bildschirm und die Fähigkeit, eine Verbindung ohne direkte Kommunikation aufzubauen. Weiterhin analysieren wir die Entwicklung von Eric Chahi und seine innovative Herangehensweise an die Technologie des Spiels sowie die immersive Wirkung des minimalistischen Interfaces von "Another World". Die Herausforderungen des Spiels, wie Kämpfe gegen Gegner und Rätsellösungen, sowie die einzigartige Spielerfahrung durch begrenzte Kommunikation werden ebenfalls beleuchtet. Zudem reflektieren wir über die faszinierende Entwicklungsgeschichte des Spiels, diskutieren die Musik, die per Fax gelöst wurde, und reißen kurz den zweiten Teil und andere Spiele von Eric Chahi sowie Delphine Software an.

Spielname
Another World, Outer World, Out of this World
Jahr
1991
Firmen
Delphine Software, Interplay, U.S. Gold
Personen
Eric Chahi, Daniel Morais, Jean-Francois Freitas
Plattformen
3DO, Amiga, Apple, Atari ST, Genesis, Macintosh, PC, SNES
Der Startbildschirm des Spiels Another World (20th Anniversary Edition)

Wertungskasten

Amiga Joker Ausgabe: 02/92 System: Amiga Wertung: 81%
ASM Ausgabe: 09/93 System: Macintosh Wertung: 10/12
Mega Fun Ausgabe: 07/93 System: Mega Drive Wertung: 83%
PC Joker Ausgabe: 4/92 System: PC Wertung: 83%
Eric Chahi brachte für Delphine Software im Jahr 1991 das fast vollständig alleine entwickelte Spiel Another World heraus. Die hierfür notwendigen Tools entwickelte er selbst und legte dabei vor allem viel Wert darauf, dass es einfach portierbar war.
Auf dem Bild ist ein Alien, der eine Waffe hält.
Dies machte sich später positiv bemerkbar, als er 2006 und 2011 die 15 bzw. 20-jährige Jubiläumsedition entwickelte. Aufgrund seiner damaligen Arbeit konnte er mit einem Emulator und WinUAE die Tools im Amiga nutzen, um die Grafiken zu überarbeiten.
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Ob allerdings die neue Grafik immer schöner ist als die alte, das sei dem Betrachter überlassen. Hier scheiden sich die Geister und unsere Archäologen bevorzugen eindeutig den älteren Look, da er durchdachter und besser ausgeführt wirkt.
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Der Held, ein junger Professor, der natürlich einen Ferrari besitzt, landet durch ein fehlgeschlagenes Experiment in einer anderen Welt und vieles hier will ihn töten. Er findet einen Freund, mit dem er nicht kommunizieren kann und versucht einfach nur zu überleben.
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Das Spiel kann man wohl in unter 40 Minuten gut durchspielen - ich kann das nicht und strebe auch nicht an, das in Zukunft zu erreichen.
- Bacon L'Orange
In meiner Erinnerung hatte ich dem Spiel mehr Details hinzugefügt als tatsächlich da waren - so gut regte es die Vorstellungskraft an.
- Fjalk
Bild aus Another World bei welcher der Charakter eine Waffe aufhebt.
Die Waffe gab es in echt als Styropor Modell und Chachi filmte sich und setzt diese Szene über Rotoskopie um.

Was macht Another World so besonders, dass wir auch mehr als 30 Jahre später noch darüber reden müssen?

Einerseits muss erwähnt werden, dass das Spiel überwiegend alleine von Eric Chahi entwickelt wurde. Die Musik und Soundeffekte stammten von einem ehemaligen Schulfreund, ansonsten war es vor allem Chahis Werk, der neben dem Spiel auch alle benötigten Tools für das Spiel schuf und die geniale Idee hatte, das Spiel damals von Anfang an portabel zu entwickeln. So konnte er zügig und einfach das Spiel auf alle möglichen anderen Systeme umsetzen, da das Spiel selbst auch nicht viele Tasten benötigte, war es einfach anzupassen.
Revolutionäre Grafik und Animation
Das Spiel bestach durch seine damals fantastische Grafik und Animationen. Das Spiel nutzte Vektor-basierte Technik sowie Rotoskopie für die Animationen, die es von anderen Titeln seiner Zeit abhob. Es war zwar nicht das erste Spiel, welches diese Methode einsetzte, aber die Umsetzung begeisterte. Die fließenden Bewegungen der Charaktere und die cineastische Präsentation verliehen dem Spiel eine Atmosphäre, die eher an einen interaktiven Film als an ein klassisches Videospiel erinnerte. Die Grafik, stilisiert und minimalistisch, schuf eine eindringliche Welt, die trotz ihrer Einfachheit erstaunlich lebendig wirkte.
Atmosphärische Storytelling ohne Worte
Eine der herausragendsten Besonderheiten ist das unkonventionelle Storytelling. Anstatt auf Dialoge oder Textboxen zu setzen, erzählt das Spiel seine Geschichte rein visuell. Durch geschickt inszenierte Zwischensequenzen und das Gameplay selbst wird eine emotionale, mysteriöse Erzählung vermittelt, die den Spieler von Anfang bis Ende fesselt. Diese Art der nonverbalen Kommunikation schafft eine dichte, atmosphärische Welt, in der die Handlung durch Entdeckung und Interpretation erfahren wird.
Hoher Schwierigkeitsgrade und Trial-and-Error-Gameplay
Das Spiel ist bekannt für seinen hohen Schwierigkeitsgrad und sein rigoroses Trial-and-Error-Gameplay. Jeder Fehler kann den sofortigen Tod des Protagonisten bedeuten, was die Spieler zwingt, Situationen genau zu analysieren und Lösungen durch wiederholte Versuche zu finden. Diese gnadenlose Herausforderung trägt maßgeblich zur Spannung des Spiels bei und sorgt für ein intensives Erlebnis, das den Spieler kontinuierlich fordert. Die Checkpoints sind fair verteilt, sodass häufig nur kurze Passagen, dafür aber auch häufig, wiederholt werden müssen.
Interessante Mischung aus Genres
Das Spiel ist eine einzigartige Mischung aus Action, Adventure und Puzzle-Elementen. Es bietet dem Spieler eine Vielzahl von Herausforderungen, von packenden Verfolgungsjagden über knifflige Rätsel bis hin zu präzisen Plattform-Sequenzen. Diese genreübergreifende Natur sorgt für eine abwechslungsreiche Spielerfahrung, die in den frühen 90er Jahren selten war und das Spiel zu einem wahren Vorreiter machte.
Minimalistisches, aber fesselnde Soundkulisse
Die Soundkulisse von des Spiels ist ebenso minimalistisch wie eindrucksvoll. Der gezielte Einsatz von Soundeffekten und Musik unterstreicht die düstere, geheimnisvolle Atmosphäre des Spiels. Statt durch ständige Musik zu begleiten, setzt das Spiel auf leise, stimmungsvolle Klänge und gezielte Audio-Cues, die die Spannung erhöhen und das Gefühl von Isolation in der fremden Welt verstärken. Sie deuten auch an, wenn Gegner sich nähern, was die Spannung beim Spieler auf weitere Höhen treibt.
Kultstatus und Einfluss auf die Gamingbranche
Seit seiner Veröffentlichung hat "Another World" Kultstatus erlangt und einen nachhaltigen Einfluss auf die Videospielbranche hinterlassen. Es gilt als einer der Pioniere für cineastisches Gaming und hat unzählige Entwickler inspiriert, Spiele zu schaffen, die über konventionelle Genre-Grenzen hinausgehen. Die künstlerische Vision und das innovative Design des Spiels werden auch heute noch in der Gaming-Community hochgeschätzt und haben "Another World" zu einem zeitlosen Klassiker gemacht.
Portabilität
In den 90ern machten sich nicht viele Entwickler beim Entwicklen direkt Gedanken darüber, dass das Spiel möglichst einfach auf andere Systeme portiert werden konnte. Eric Chahi legte da großen Wert drauf, was es ihm ermöglichte, das Spiel schon damals für unzählige Systeme zu portieren.
Die Tools waren so gut, dass er sogar für die Anniversary Edition die Überarbeitung in einem Amiga-Emulator vornehmen konnte und in dem Spiel zum Beispiel höher auflösende Hintergründe hinterlegen konnte. Das Spiel basiert also auch heute noch auf den gleichen Codes, die damals für das Spiel entwickelt wurde.
Für eine Portierung musste Chahi an sich “nur” die Ausgabe neu programmieren, der Rest übernahmen seine Tools.

Spiele von Delphine Software

Delphine Software veröffentlichte von der Gründung im Jahr 1988 bis ins Jahr 2004 gar nicht so viele Spiele. Neben Another World, haben die Spiele Archäologen bereits das Rennspiel Moto Racer aus dem Jahr 1997 besprochen.
Dadurch, dass es im Spiel keine Gespräche gibt, bleibt dem Spieler sehr viel Platz für eigene Interpretation.
- Bacon L'Orange

Another World - 1991 - Gameplay aus der 20th Anniversary Edition

Eric Chahi bewies Anfang der 90er, dass Videospiele aus Frankreich gut aussehen, aber auch viel Spaß machen konnten. Das Spiel überzeugte durch wundervolle Grafik und den damals schönen Erzählstil ohne Texte oder viel Kommunikation untereinander.

Die Spiele-Archäologen Wertung zu Another World

Grafisch war es ein Meisterwerk, aber das Spielprinzip, das einfach fast exakt 100 % richtiges Timing erforderte, das ist nicht so meins.
Bacon: 8/10
Noch so filmreif inszeniert wie in den frühen Neunzigern. Super atmosphärisch, aber höllisch schwer. Leider fehlen mir heute die Reflexe und die Ausdauer, alles noch einmal auswendig zu lernen.
Trotzdem war es eine schöne Reise zurück in meine frühen Computerspieljahre.
Fjalk: 9/10

Wertung der Spiele-Archäologen: 8.50/10 Punkten