Diablo

Der Beginn des modernen Action-Rollenspiele

Wir müssen reden: Diablo - Der Beginn des modernen Action-Rollenspiels

In dieser Folge reden Fjalk und BaconLOrange über Diablo von Blizzard und klären dabei die folgenden Fragen:

  • Wie Bacon den Butcher überlistete
  • Warum Peer 2 Peer bei Multiplayer-Spielen nicht die beste Idee war
  • Wie begeistert man von Beleuchtung sein kann
  • Wen man viel länger kennt, als man dachte
  • Auf wie vielen Servern das Battle.Net lief
Spielname
Diablo, Diablo: Hellfire
Jahr
1996
Firmen
Blizzard, Blizzard North, Blizzard South, Condor Games, Sierra, Silicon & Synapse, Synergistic Software
Personen
David Brevik, Erich Schaefer, David Horn, Eric Secton, Kenneth Williams, Bill Roper, Matt Uelmen
Plattformen
PC, Playstation
Startbildschirm von Diablo

Wertungskasten

PC Games Diablo Ausgabe: 02/97 System: PC Wertung: 90%
PC Player Diablo Ausgabe: 02/97 System: PC Wertung: 5/5
Video Games Diablo Ausgabe: 05/98 System: Playstation Wertung: 90%
PC Games Diablo: Hellfire Ausgabe: 1/98 System: PC Wertung: 82%

An sich wollten wir dem Spiel den Slogan “Wenn die Hölle zufriert” geben oder eine blöde Anspielung auf die Zahl 666 einbauen. Aber das erste wäre falsch, da es in Diablo eher heiß zur Sache geht und die teuflische Zahl im Spiel nicht wirklich prominent vorkommt. Nun haben wir hier also eine Einleitung ohne wirklichen Inhalt bisher, was sich aber ändern sollte. Diablo ist das Liebeswerk von zwei Firmen, die im Laufe der Entwicklung zu einer wurden. Condor Games und Silicon & Synapse verstanden sich so gut und das Geld war bei Condor Games so knapp, dass man beschloss sich zusammenzutun.
Das Konzept für das ursprüngliche geplante Spiel hatte David Breivik schon zu seiner Highschool-Zeit geschrieben. Während der Entwicklung wurde es aber stellenweise stark angepasst. Features wie der Echtzeitablauf waren zu Beginn nicht geplant, wurden aber von Blizzard gewünscht. Auch ein Multiplayer-Modus war nicht Bestandteil des Originals und wurde erst spät dem Spiel hinzugefügt. Undenkbar, was Diablo (vor allem der zweite Teil) ohne diesen gewesen wäre. Dem späten Hinzufügen und der Unerfahrenheit sind aber auch viele der genutzten Cheats im Spiel zu verdanken, da das Spiel zwischen den Spielern direkt lief.

Das Spiel wirft den Spieler in das kleine Dörfchen Tristram. Hier gehen in der Kapelle einige merkwürdige vor sich. Wir begeben uns also als frischer Held in diese und erkunden Dungeon nach Dungeon und erledigen dabei einige optionale Quests. Je tiefer wir in einen der 16 Dungeon-Level vorstoßen, desto düsterer und desto stärker werden die Gegner. Begegnen wir zu Beginn vor allem noch Skeletten und Untoten, bekommen wir es später mit mächtigen Dämonenzauberern zu tun. Im letzten Level will Diablo dann persönlich besiegt werden. Im Anschluß steckt der Spieler Diablos Seelenstein in seine Stirn, was die Geschichte des zweiten Teils vorgibt.
Bildbeschreibung
Die stimmungsvolle Beleuchtung ist mir im Gedächtnis geblieben. Vor allem auch, wenn man auf einmal fast nichts mehr sah und dann eine ganze Horde von Gegnern vor einem wartete.
- Bacon L'Orange
Der wohl bekannteste Gegner in Diablo ist und bleibt der Butcher. Dies liegt einerseits daran, dass er schon Bestandteil der Demo des Spiels war und der erste Gegner im Spiel, der einem im Gedächtnis bleibt. Dieser grobschlächtige Dämon haut einen in der Regel erst ein oder mehrmals um, bevor er besiegt wird. Dies kann natürlich auch durch hinterhältige Taktiken geschehen.
Bildbeschreibung

Die Klassen in Diablo

Zu jedem Rollenspiel gehören Klassen, welche die Fähigkeiten und Spielarten zusammenfassen. Diablo bot zu Release drei Klassen, mit dem Add-on Hellfire, kam mit dem Mönch eine zusätzliche hinzu, wobei sich noch Codereste von zwei weiteren Klassen, dem Barbaren und dem Barden im Quellcode fanden. Abgesehen vom Add-on finden sich hier also vor allem klassische Archetypen wieder.
Krieger (Warrior)
Der strahlende Axt-schwingende Held, der alle Gegner klein schlägt und auch im Nahkampf einiges aushält. Der Krieger kann neben der Kombination von Einhandwaffen und einem Schild auch eine Zweihandwaffe tragen, die zwar mehr Schaden austeilt, aber durch das fehlende Schild einen nicht so guten Schutz bietet.
Jägerin (Rogue)
Die Jägerin ist im deutschen eindeutig besser benannt als im Original, da die bevorzugte Spielweise (mit dem Bogen) wesentlich näherliegend ist. Sie hält nicht sonderlich viel aus, was in der Regel aber kein Problem ist, da Feinde häufig schon auf größere Distanz erledigt werden.
Magier (Zauberer)
Der Zauberer ist zu Beginn der schwächste Charakter der Gruppe. Mit steigendem Level und immer besseren Zaubern wird er aber zunehmend stärker und spielt sich gegen Ende mit am vielseitigsten, da er als einziger wirklich unterschiedliche Angriffe benutzt.
Mönch (Monk)
Die Klasse, welche im Add-on hinzugefügt wird, spielt sich als starker Nahkämpfer. Allerdings passt der Mönch nicht so gut in das Setting wie die Charaktere des Hauptspiels.

Nicht alles was glänzt ist Gold

Die Verkäufe von Diablo übertrafen alle Erwartungen. Folgerichtig versucht Sierra, welche zum gleichen Mutterkonzern gehörte, noch etwas mehr Geld aus dem Spiel herauszuholen. Anstatt der ursprünglich angedachten kleinen Erweiterungen-Packs für wenige Dollar, wurde ein externer Entwickler damit beauftragt ein Add-on zu programmieren. Die Diablo-Entwickler wendeten sich gleich dem zweiten Teil zu. Bedauerlicherweise gab es Kommunikationsprobleme mit den Entwicklern von Synergistic Software, was dazu führte, dass das Add-on den ursprünglichen Entwicklern nicht gefiel. Die schlechte Qualität spiegelten sich auch in den niedrigeren Wertungen der Erweiterung nieder, die aber insgesamt immer noch als gut bewertet wurde. Die Erweiterung bot einfach zu wenig Neues, da konnten auch die Runen und 8 neue Level in zwei Grafik-Sets nicht helfen. Die Erweiterung bot zwar auch einen Mehrspielermodus, war aber nicht über Battle.Net spielbar.

Diablo (1996) von Blizzard - Intro und die ersten Minuten

Die ersten Spielminuten von Diablo von Blizzard und Blizzard North aus dem Jahre 1996 sowie das Intro zum Spiel. Gespielt wird mit dem Krieger, einer der drei wählbaren Klassen des Spiels.
Durch das erneute Spielen merkte ich erst, wie viel Grundlagen das Spiel für das Genre, aber auch für die weiteren Teile schon gelegt hatte. Das hatte ich echt so einiges vergessen und war mehr als positiv überrascht beim erneuten Spielen.
- Bacon L'Orange

Was machte Diablo so besonders?

Das Spiel brachte viele Elemente, die es bisher nur vereinzelnd in anderen Spielen gab, zusammen und kombinierte sie zu etwas Neuem. Die einzelnen Elemente mussten dafür nicht perfekt umgesetzt sein, deren Zusammenspiel sorgte aber für viel Spielfreude.
Schnelle Echtzeit anstatt träger Rundentaktik
Condor plante und entwickelt zwar zu Beginn ein klassischeres Rollenspiel mit Rundenkämpfen. Diese waren sehr detailliert unterteilt, so dass jede Aktion eine gewisse Anzahl an Aktionspunkten kostete. Als der Entschluss zum Echtzeitablauf fiel, sorgte diese sorgsame Planung dafür, dass dieser schnell vonstattenging.
Auch wenn das Spiel aus heutiger Sicht langsam wirkt, war es zum Erscheinungsdatum in den Neunzigern ein rasant schnelles Spiel.
Ein Spiel, viele Durchläufe
Durch den zufälligen Aufbau der Dungeons bei jedem Spieldurchlauf und die unterschiedlichen freischaltbaren Schwierigkeitsgrade war Diablo ein Spiel, welches den Spieler dazu einlud, es mehrfach zu spielen, ohne dass es zu schnell langweilig wurde.
Die Atmosphäre
Die ausgefeilte Beleuchtung und die passende Geräuschkulisse verzauberten uns damals und auch heute noch. In einigen besonders dunklen Leveln sind wir besonders froh, wenn wir etwas mehr als wenige Meter sehen können. Dazu können wir Gegner häufig schon hören bevor, wir sie sehen.
Der Multiplayer
Dieser war für uns damals zu Erscheinungstermin gar nicht so wichtig, das Internet war neu und teuer. Aber hier wurden die ersten Grundlagen für den späteren Erfolg von Diablo gelegt. Spielte man Online mit anderen zusammen, machte das Monsterschnetzeln in der Regel gleich viel mehr Spaß. Dafür nahmen wir auch damals gerne in Kauf, dass in fast jeder Lobby geschummelt wurde und diese Cheats vom Spawnen Gold bis zum Töten der Monster oder Mitspieler reichten. Blizzard lernte aus dem Spiel, dass Multiplayer mit direkter Peer-2-Peer-Verbindung zwischen den Spielern keine gute Idee ist und ein Server das Spiel verwalten sollte.
Leichte Rollenspielkost
Anspruchsvolle Rollenspiele hatte es Mitte der Neunziger nicht unbedingt leicht am Markt. Hier gab es eine große Auswahl, aber es gab wenig Spiele für Spieler, welche es gerne mit weniger Handbuchstudium im Spiel durchstarten wollten. Die wenigen Werte, der schnelle Einstieg ohne langwierige Charaktererstellung sowie die durchdachte Steuerung sorgen hier für schnelle Erfolge und fesselten so Spieler an das Spiel.
Die Blizzard-Formel
Wie schon bei den Lost Vikings und Warcraft, später Starcraft und World of Warcraft schaffte es Blizzard durch das geschickte Verknüpfen von funktionierenden Elemente aus anderen Spielen und einem leichten Einstieg ein Spiel zu erschaffen, welches einfach Spaß machte.
DevilutionX zeigt, wie das erste Diablo auf modernen Systemen aussehen kann und bringt daebi viele Komfortfunkionen mit. Sei es der Autohit, das anpassbare Tempo, die höhere Auflösung und damit einhergehende Sichtweite ein. Die Optionen lassen sich einzeln einstellen.
Bildbeschreibung

Der Charakter kommt mir so bekannt vor, kennst du ihn auch?

Aus heutiger Sicht fanden wir es spannend zu sehen, wie viele der Charakter aus dem ersten Teil auch den Weg in einen der weiteren Teile gefunden haben und uns dort im Ganzen oder in Teilen begegneten.
Deckard Cain
Der wohl bekannteste Charakter der ganzen Serie (neben Diablo). Er sorgt dafür, dass wir ein bisschen verweilen und ihm zuhören und wir finden ihn auch in Teil zwei und drei wieder. Der Name ging wohl auf einen Contest in einer Spielezeitschrift zurück. Er hilft uns Gegenstände zu identifizieren und gibt uns viele Informationen
König Leoric
Der König wurde von Diablo besiegt und frönt den dunklen Machenschaften. Dem Skelettkönig begegnen wir in einem Extra-Abschnitt in einem der ersten Level der Kapelle. In Diablo 3 gibt es ein Wiedersehen mit dem dort auch nicht zuträglichen König.
Adria
Die Hexe lebt in einer etwas abgelegenen Hütte am Rande des Dorfes. Sie verkauft uns allerlei magisches und unter anderem das wichtige Stadtportal und die für Magier wichtigen Bücher. In späteren Teilen wird uns deutlich, dass die Hexe ihren eigenen düsteren Plänen folgt.
Der Schlächter bzw. der Butcher
Dieser Charakter ist neben dem bekannten Gitarrenintro ein weiteres bekanntes Merkmal der Serie. Der Dämon stellt den ersten richtigen Gegner dar, der viele Spielerleben auf dem Kerbholz (oder besser gesagt der Axt) hat. Auch in Diablo 3 trifft man ihn wieder an.
Diablo
Das Spiel trägt seinen Namen, obwohl er in den Teilen auch teilweise in weiblicher Form erscheint. Auch wenn er das Böse an sich darstellt, so hat er nur sehr wenig 'Spielzeit'.
Wirt
In Teil 1 des Spiels hat er nur eine kleine Nebenrolle. In den späteren Teilen findet man Körperteile von ihm, die gut kombiniert einen Extra-Level öffnen können. Aber schon hier lernt man ihn und sein Bein kennen.
Die Monster
Schon im ersten Teil findet man viele der späteren Gegner aus den weiteren Teilen. Die Gefallen, welche kleine Dämonen darstellen, finden sich in jedem Diablo-Teil. Die kleinen Monster greifen gerne in Gruppen an und fliegen, sobald sie geschlagen werden oder einer ihrer Kumpane stirbt. Im ersten Teil findet man noch nicht die Schamanen, welche sie wiederbeleben. Ein echter Segen.

Die Musik macht einen höllischen Spaß

Diablo ohne die bekannte Musik wäre vermutlich nicht ein ganz anderes Spiel gewesen, aber der Soundtrack verstärkt die Atmosphäre ungemein.

Die Spiele-Archäologen Wertung zu Diablo

Das Spiel gründete das Genre des modernen Action-RPGs aus isometrischer Perspektive. Dank Mods wie DevilutionX auch heute noch gut spielbar, ohne auf zu viel Bequemlichkeit zu verzichten.
Bacon L'Orange: 8.5/10
Die Wiege einer unglaublich ikonischen Marke. So vieles, was in den späteren Teilen großartig war, hat sich hier schon angedeutet und es ist für sich auch immer noch ein tolles Spiel.
Fjalk: 8/10

Wertung der Spiele-Archäologen: 8.25/10 Punkten