Victor Loomes

Frankfurt war nie wirklich schön

Victor Loomes - Frankfurt war nie wirklich schön - Wir müssen reden

Fjalk und Bacon reden über VL: Das Spiel (a.k.a. Victor Loomes) und klären dabei die folgenden Fragen:

  • Wir teilen euch das geheime Lösungswort mit und wofür VL eigentlich steht
  • Wir klären, welches Spiel besser war: Victor Loomes oder Bifi Snackzone
  • Warum U-Bahn fahren in Frankfurt nicht nur im Jahr 1993 oder 2000 problematisch war
  • Wie wir dank der LBS, - keine Werbung - unser Geld vermehren können
  • Welcher der wichtigen Charaktere wird namentlich nicht im Intro genannt?
Spielname
VL: Das Spiel, Victor Loomes
Jahr
1993
Firmen
LBS, Promotion Software
Personen
Ralph Stock, Stefan Hoffmann, Thomas Andrae
Plattformen
Amiga, PC
Der Startbildschirm des Spiels Victor Loomes

Wertungskasten

Amiga Games Ausgabe: 09/93 System: Amiga Wertung: 60%
ASM Ausgabe: 10/93 System: PC Wertung: 9/12
Um hier ein Missverständnis direkt auszuräumen: Das Spiel heißt offiziell nicht Victor Loomes, sondern “VL: Das Spiel”. Mehr dazu und dem Gewinnspiel ist weiter unten zu finden. Das Adventure wurde von Promotion Software 1993 für die LBS entwickelt und natürlich merkt man das auch an einigen Stellen.
Der Spieler steuert Victor Loomes, der im Jahr 1927 in Amerika einen Diamantenraub auflösen will und einer jungen Sängerin helfen will. Dafür geht es, natürlich per Zeitreise, ins Jahr 1993 nach Frankfurt und später noch einmal in das Jahr 2000. Dabei müssen einige Adventure typische Rätsel gelöst werden.
Neben dem niedrigen Anschaffungspreis (die Diskette konnte man wohl für 10 DM damals bekommen oder einfach kopieren) sprach vor allem die Grafik und die wirklich gut umgesetzte Welt zum Spiel. Es wirkt, anders als in Bifi Snackzone, einfach alles wie aus einem Guss.
Wie in den meisten Point’N Click Adventures wird auch in Victor Loomes geredet, und zwar nicht unbedingt wenig. Die Gespräche sind mal mehr oder weniger witzig, meistens werden diese aber in einer zweiten Detailansicht dargestellt, welche die Charaktere schön zur Geltung bringt.
Ohne die U-Bahn in Frankfurt wäre das Spiel vermutlich nur halb so lang. Und die hat mich zur Verzweifelung gebracht.
- Bacon L'Orange

Die unterschiedlichen Jahrzehnte

1927 - Amerika - Hier ist alles so, wie man es von einem Krimi erwarten würde. Der heruntergekommene Detektiv versucht sein Glück mit einem quasi nicht schaffbaren Auftrag. Die Charaktere passen, bis auf der Professor, an sich gut in das Setting.
1993 - Frankfurt - Im Frankfurt der damaligen Zeit ist alles, wie man es erwartet. Victor reist mit der U-Bahn (oder besser gesagt den U-Bahnen) von einem Ort zum anderen und hofft, sich nicht zu sehr zu verlaufen. Die Welt ist recht gut umgesetzt, neben der Bank wird aber an sich nur das Theater und die Börse besucht. Dafür ist da viel Leerlauf in der Welt, beziehungsweise viel hin- und hergefahre.
2000 - Frankfurt - Das Frankfurt der damaligen Zukunft zeigt, wie schnell es innerhalb weniger Jahre bergab gehen kann. Die Umwelt ist zerstört, die Welt ist heruntergekommen, fast alles sieht schlechter aus als 1993, die U-Bahn wirkt nicht mehr vertrauenswürdig, die Kinder gehen nicht zur Schule, das Atmen fällt schwer, keine schöne Zukunft.
Das Zeitreisen - Irgendwie erinnert das Zeitreisen die Archäologen an eine Grafik, die es sonst nur in Cracker-Intros gab auf dem Amiga. Also nicht, dass die Archäologen solche Spiele selbst besessen haben, aber Freunde hatten wohl Spiele, die vom LKW gefallen waren.

Die Charaktere in Victor Loomes

Was wäre ein Adventure ohne Charaktere. Dabei sollte nicht nur der Hauptcharakter den Spieler dazu bringen die Geschichte zu erleben, sondern auch die weiteren Charaktere im Cast sind nicht unwichtig. Und da tischt Victor Loomes, vor allem im Amerika des Jahres 1927, gut auf. Wir wollen einmal alle Charaktere aus dem Intro erwähnen. Das Spiel, welches für Amiga auf einer Diskette erschien, hatte tatsächlich ein Intro, in dem es im Stil, den man sonst auch aus Serien aus dem Fernsehen kennt, die Charaktere vorstellte.

Victor Loomes - Der Hauptcharakter des Spiels, ein etwas heruntergekommener Privatdetektiv, der im Jahr 1927 in Amerika einen Diamantenraub aufklären will. Obwohl aufklären? Der Täter bzw. der Drahtzieher ist bekannt, das ist Wild Bill, aber wo die Diamanten sind, das ist die gute Frage. Von der Polizei ist keine Hilfe zu erwarten, da diese quasi fast alle von Wild Bill bestochen sind.
Rachel - Eigentlich will Victor über Rachel, der Sängerin im Club von Wild Bill, eigentlich nur Informationen über ihren Boss bekommen. Diese liefert ihm auch einiges, bittet ihn aber zusätzlich ihr Erspartes zu verwalten und zu vermehren, damit sie studieren kann und nicht mehr auf Wild Bill angewiesen ist. Natürlich helfen wir der schönen Sängerin, eventuell läuft da am Ende noch was.
Wild Bill - Der Bösewicht, wie er im Buche steht. Der Gangster hat nicht nur viele Diebe und Kriminelle, welche für ihn arbeiten, sondern bis auf einen Kommissar auch alle Polizisten. Deswegen hat er keine Angst vor Victor Loomes, mag sich aber auch nicht mit ihm unterhalten.
Professor Walker - Der Professor ist für das Spiel wichtig, da er eine Zeitmaschine gebaut hat, welche Victor in das Jahr 1993 und später im Spielverlauf in das Jahr 2000 bringt. Hierfür fordert er aber von Victor Alkohol, welcher zu Zeiten der Prohibition gar nicht so einfach zu bekommen ist.
Die freundliche LBS-Beraterin - Der einzige Hauptcharakter, welcher keinen richtigen Namen hat. Ob dies Absicht der Entwickler war, ein Wunsch der LBS, damit hier keine Mitarbeiterinnen aufgrund ihres Namens hervorgehoben werden oder warum die Dame keinen Namen hat, wird im Laufe des Spiels nicht geklärt. Vermutlich kann man bei der Beratung jeder LBS-Beraterin darauf vertrauen, dass man auf diesen Steinen bauen kann.
An sich ist die Werbung der LBS recht dezent - nur die Anmerkung das Aktien total unsicher sind, konnten sie sich nicht verkneifen.
- Bacon L'Orange

Victor Loomes - 1993 - Der Anfang vom Spiel

Der Anfang des Spiels Victor Loomes (auch bekannt als VL: Das Spiel).

Die guten und weniger guten Seiten

Es wäre möglich zu kritisieren, dass das Spiel nicht so lang und die Rätsel in der Regel auch nicht so aufwendig beziehungsweise abgedreht sind, wie bei einem LucasArts-Adventure. Dies wäre aber nicht gerecht, da das eine ein Vollpreisspiel ist und sich dieses Spiel vor allem auch an eine jüngere Kundschaft richtet, damit diese natürlich die Produkte der LBS in Betracht zieht. Dennoch wollen wir hier einige Punkte erwähnen, die herausstechen, mal im Guten, mal im Schlechten.
Grafik
Natürlich gab es 1993 schon SVGA-Grafiken, beispielsweise in Day of the Tentacle. Promotion Software schaffte es, ein stimmiges Gesamtkunstwerk abzuliefern. Die Elemente passen zusammen, die Szenen wirken passend und realistisch.
Dialoge und deren Darstellung
Die Charaktere sind in den Szenen teilweise recht klein, weswegen die Gesprächsansicht mit den großen Gesichtern in den meisten Fällen eine wirklich gelungene Idee ist.
Die Dialoge reichen von lustig, bis zum Brechen der vierten Mauer hinzu unnötig oder aus heutiger Sicht merkwürdig. Dennoch sind sie insgesamt gut gemacht.
Wenig Werbung
In einem Spiel, was von der LBS gesponsert wurde, würde man erwarten, dass es an jeder Ecke LBS-Aufkleber oder Werbung gibt. In Amerika im Jahr 1927 findet man sie gar nicht und auch in Frankfurt findet man die LBS an sich nur in ihrer Filiale.
Natürlich wird an der Börse erwähnt, dass man dort gut Geld anlegen kann, aber im Vergleich zu anderen Spielen, ist es nicht sonderlich nervend, dennoch für das Erledigen des Spiels erforderlich.
Das Rätseldesign
Point’N Click Adventures und deren Rätsel können Spieler vor ein Problem stellen. Das Zielpublikum hier dürfte nicht eher jünger gewesen sein, weswegen die Rätsel und deren Komplexität in Ordnung gehen. Als Spieler wussten auch die alten Archäologen fast immer, worauf sie achten mussten und was sie machen sollten, um im Spiel voranzukommen.
Die U-Bahn (des Grauen)
Frankfurt und die U-Bahn - Das war weder im Jahr 1993 noch im Jahr 2000 wirklich gut oder spaßig. Bis man merkte, dass es drei unterschiedliche U-Bahnlinien gibt und wie man diese erkannte, dauerte es wirklich länger.
Selbst dann ist das Reisen aufwendig, da die Haltestellen keinen Namen haben, was dazu führt, dass der Spieler eventuell am richtigen Ort ist, den Ausgang aber nicht sieht, da er auf der falschen Seite steht.
Es gilt weiterhin, wenn ihr wisst, wo es einen U-Bahnplan gibt, dann lasst uns das einfach wissen.
Sounduntermalung
Das Spiel bietet kaum Sounds, am häufigsten hört der Spieler den Jingle der LBS - die unserer Zukunft ein Zuhause gibt. Ansonsten ist das Spiel recht ruhig, was vermutlich auch an dem zur Verfügung stehenden Speicherplatz auf der Diskette lag, den die ganzen Schauplätze schon belegt hatten.
Die Steuerung
So ganz einig waren sich die Archäologen hier nicht. Fjalk hat die Steuerung als nicht konsequent und einheitlich angesehen, Bacon hatte weniger Probleme mit dem Spiel. Hier muss wohl jeder selbst entscheiden, was ihm besser liegt.
Die PC und Amiga-Fassung
Grafisch sind die Versionen auf fast der gleichen Wellenlänge. Das Spiel sieht auf beiden Systemen schön aus und die Animationen sind passend, aber die PC-Version wirkt in der Emulation heute einfach flüssiger, da hier die Ladezeiten, welche bei der Amiga-Version deutlich spürbar sind, größtenteils wegfallen.

LBS Werbung - Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause

Da das Spiel den Jingle abspielt und eventuell nicht jeder Spieler diesen noch kennt, hier einmal ein Link zu einer damaligen LBS Werbung

Einige Spiele von Promotion Software

Promotion Software hat nicht viele Spiele herausgebracht, dennoch gibt es den schon fast üblichen Überblick über die bekannten Spiele.
Das Bild zeigt die Information, wo man 1993 das Lösungswort hinschicken sollte um am Gewinnspiel teilzunehmen.
Im Jahr 1993 war der hier angebotene 4/86 wirklich noch ein gutes Spielgerät. Und die Festplatte mit 210 MB musste ebenso erstmal gefüllt werden.

Das Gewinnspiel zu VL: Das Spiel

Im Podcast haben Fjalk und Bacon es eventuell etwas zu hochgehypet, aber man kann nicht mehr am Gewinnspiel teilnehmen. Dennoch halten wir das immer noch für einen guten Move, das Spiel, welches es für 10 DM bei der LBS bzw. Sparkasse gab (obwohl Bacon sicher ist, dass er nicht eher 5 DM bezahlt hat), zusätzlich noch mit einem Gewinnspiel zu versehen. Und der Gewinn konnte sich sehen lassen. Es gab nicht einen oder zwei, sondern gleich 15 PCs zu gewinnen. Der 4/86 mit 33 MHz war damals zwar nicht mehr der schnellste, aber dennoch ein guter und für so ziemlich alles mehr als ausreichender Rechner.

Das gesuchte Gewinnspielwort war außerdem “Vermögenswirksame Leistungen”, weswegen “VL: Das Spiel” einerseits dafür steht, aber auch das Kürzel unseres Hauptcharakters ist. Da wurde doch ein passender Name gesehen, auch wenn es zu dem erfolgreichen Spiel damals leider keinen Nachfolger gab.

Die Spiele-Archäologen Wertung zu Victor Loomes

Mir hat es damals auf dem Amiga Spaß gemacht und ich hab es jetzt einmal auf dem PC durchgespielt - ein schönes Spiel.
Bacon: 7.5/10
Es ist für mich kein Klassiker, nicht schlecht, aber nichts, worüber ich nach 30 Jahren noch nachdenke.
Fjalk: 6.5/10

Wertung der Spiele-Archäologen: 7.00/10 Punkten